Internet macht Vermittlern immer mehr Konkurrenz

Internet macht Vermittlern immer mehr Konkurrenz

Vergleichsportale wie Check24 ziehen immer mehr Verbraucher auf ihre Seiten – und haben sich längst zur Konkurrenz für Vermittler entwickelt.

Grund zur Panik ist das nicht, denn eine umfassende Beratung können die Portale nicht ersetzen.

Das Internet als Vertriebsweg für Finanz- und Versicherungsprodukte erfreut sich weltweit bei Verbrauchern wachsender Beliebtheit – zu Lasten der vor Ort ansässigen Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler. Allerdings machen Vermittler Kunden bei einfachen Versicherungen mittlerweile selbst auf die Internetkonkurrenz aufmerksam. Und bei komplexen Produkten und zu einer umfassenden Finanz- und Versicherungsberatung stellen die Finanzvergleichsportale und Direktversicherer nach Meinung von Markteilnehmern immer noch keine Alternative dar. Zumal Makler in solchen Fällen über die Portale mittlerweile selbst Kundenkontakte generierieren.

Das Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov meldete kürzlich, dass Finanzvergleichsportale heutzutage bei Verbrauchern durchaus populär und mittlerweile fester Bestandteil bei der Recherche über Finanzprodukte sind. Rund 78 Prozent der deutschen Internetnutzer kennen mindestens ein Vergleichsportal. 65 Prozent derer, die ein Finanzvergleichsportal kennen, über die man auch Abschlüsse tätigen kann, haben bereits eins genutzt, wie die repräsentative Umfrage unter rund 1.000 Internetnutzer ergab.

Portale verzeichnen mehr Zugriffe
Zahlen von Internetvergleichsportalen bestätigen, dass dies ein längerfristiger Trend ist. Die von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) ermittelten Besucherzahlen für das Portal Check24 zeigen, dass im Juni 2011 rund 2,4 Millionen „Visits“ (Besuche) verzeichnet wurden. Im Juni dieses Jahres waren es 4,5 Millionen – eine Steigerung von fast 100 Prozent.

Zwischenzeitlich verzeichnete das Portal noch höhere Zugriffe: Um den Jahreswechsel 2012/2013 waren es monatlich rund 5,5 Millionen Visits. Im November 2012, in dem sich viele Autofahrer um eine neue Kfz-Versicherung kümmerten, waren es sogar über acht Millionen. Das Portal FinanceScout24 verzeichnet nach eigenen Angaben ebenfalls seit Jahren steigende Besucherzahlen. Zuletzt habe sich hier die Nachfrage von Versicherungs- hin zu Bankprodukten verschoben, so eine Unternehmenssprecherin gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Internetvertrieb wächst
Eine ebenfalls vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie der Universität St. Gallen zu den globalen Märkten für Direktversicherer bestätigt diese Entwicklung. Die Forscher haben ermittelt, wie Kunden in 17 der international größten Assekuranzmärkten zu ihren Versicherern finden. Bei der Recherche gewinnen Vergleichsportale (+6,4 %) und die Unternehmenswebseiten der Produktanbieter (+6,1 %) demnach zunehmend an Einfluss, während die klassische, persönliche Interaktion mit Vertretern (–12,9 %) oder Maklern (–10,8 %) an Bedeutung verliert.

Auch beim Abschluss von Versicherungen legten onlinebasierte Systeme zu. Dabei liegen die Webseiten der Versicherer allerdings deutlich vor den Vergleichsportalen, so die Studie. Allerdings darf an dieser Stelle ein Verweis auf den Auftraggeber der Studie nicht fehlen: CosmosDirekt. Hätten die Direktversicherer in der Studie schlechter abgeschnitten, wären die Ergebnisse wohl kaum so breit publiziert worden.

Portale ersetzen keine umfassende Beratung
Für die Gegenseite, die Geschäftsentwicklung der niedergelassenen Makler, gibt es keine validen Daten. Marktbeobachter sprechen zwar von Einbußen durch die Internetkonkurrenz, sehen aber auch, dass sie den Beratern nicht nur zum Nachteil gereicht. „Bei nicht beratungsintensiven Produkten, insbesondere Kfz-Versicherungen, verweisen auch Berater zum Teil an Portale, da diese ihre eigene Deckungsbeitragsrechnung nicht positiv beeinflussen“, sagte Matthias Leidt, Referent für Öffentlichkeit beim Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen, gegenüber FONDS professionell ONLINE. Eine maßgeschneiderte, allumfassende Finanz- und Versicherungsberatung werden die Portale nach Leidts Meinung aber nicht ersetzen können. Daher kooperieren Makler mittlerweile selbst mit den Vergleichsportalen, um Kundenanfragen für komplexere Produkte weitergeleitet zu bekommen. (jb)

Gelesen auf http://www.fondsprofessionell.at/news/news-products/nid/internet-macht-vermittlern-immer-mehr-konkurrenz/gid/1010962/ref/2/

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