Aktienhandel lernen – 11 Tipps für Anfänger in Österreich

Aktienhandel lernen – 11 Tipps für Anfänger in Österreich

Sie suchen eine Möglichkeit, Ihr Erspartes gewinnbringend anzulegen? Dann haben Sie sicher schon einmal über den Erwerb von Aktien nachgedacht. Bevor Sie sich zum Kauf von Aktien entscheiden, sollten Sie sich ein wenig mit dem Thema Aktienhandel in Österreich beschäftigen. Wir haben daher die wichtigsten Tipps für alle Anfänger zusammengestellt, die an der Börse mit Aktien handeln wollen.

Aktienhandel für Anfänger - Die besten Tipps für Anleger in Österreich die Aktien kaufen möchten

1. Was ist eine Aktie

Die Aktie ist der Anteil an einem Unternehmen. Mit dem Erwerb einer Aktie werden Sie Aktionär und sind an der jeweiligen Firma finanziell beteiligt. Je nachdem, wie hoch der Anteil ist, haben Aktionäre zudem bestimmte Mitspracherechte bei allen betrieblichen Entscheidungen.

Sicher stellen Sie sich auch die Frage, was Ihre Aktie eigentlich wert ist. Um diesen sogenannten Nennwert der Aktie zu bestimmten, teilt die Aktiengesellschaft ihr Eigenkapital durch die Anzahl der Aktien, die ausgegeben wurden. Auch wenn die von Ihnen erworbene Aktie nicht an der Börse gehandelt wird (was nicht immer der Fall ist), können Sie sich dennoch als Aktionär bezeichnen.

Geht die Aktie an die Börse, ist der sogenannte Aktienwert eine wichtige Kenngröße. Das ist der Wert, zu dem die Aktie an der Börse den Besitzer wechselt. Wie hoch dieser Wert ist, richtet sich stark nach Angebot und Nachfrage.

Übrigens: Während der Börsenwert der Aktie daher ständig schwankt, ist der Nennwert der Aktie fix und unterliegt keinen Schwankungen.

2. Warum sollte man Aktien kaufen

Wenn die Aktiengesellschaft, in die Sie investiert haben, Gewinne erwirtschaftet, werden Sie als Aktionär mit einer Dividende beteiligt. Zudem Steigt bei Aktien mit einem positiven Ausblick für die Zukunft auch meist der Kurs und man kann die Anteile später zu einem höheren Preis verkaufen.

Sinn der Aktie ist es also, sein eingesetztes Kapital möglichst zu vervielfachen. In Niedrigzinszeiten sind Aktien daher für viele Anleger eine überlegenswerte Alternative zu Sparbüchern und -konten. Das Geld auf dem Girokonto vermehrt sich kaum noch und auch Tages- und Festgeldkonten sind keine wirkliche Option mehr, um zu Reichtum zu gelangen. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen für Aktien entscheiden.

Langfristig haben sich Aktien trotz aller Kritiken als renditestarke Anlage bewährt. Studien belegen, dass sie im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen oder kurzfristigen Zinsanlagen die besseren Erträge abwerfen.

Natürlich sollten Sie dennoch nicht vergessen, dass Börsenkurse teilweise heftig schwanken und es bei Aktien nie eine Garantie gibt, dass Sie eine bestimmte Summe zu einem frei wählbaren Zeitpunkt ausgezahlt bekommen. Das Risiko können Sie aber in gewissem Maße eingrenzen. Schauen Sie sich einfach die Renditen der Vergangenheit an; daraus können Sie durchaus ein Muster für die nahe Zukunft ableiten.

3. Wie kann man das Risiko streuen?

Ein gewisses Risiko besteht bei Aktien. Dieses setzt sich aus dem Marktrisiko und dem Unternehmensrisiko zusammen. Zu den Unternehmensrisiken zählen zum Beispiel Fehler der Geschäftsführung oder eine Firmenpleite. Diese Gefahren können Sie als Anleger ausschalten, indem Sie in mehrere Unternehmen, bestenfalls aus unterschiedlichen Branchen und Ländern, investieren.

Wenn es bei einem Unternehmen gerade nicht so gut läuft, wird dies dann durch andere Unternehmen ausgeglichen. In der Fachsprache bezeichnet man das als Risikostreuung beziehungsweise Diversifikation. Im Gegensatz zum Unternehmensrisiko kann das Marktrisiko nicht einfach ausgeschaltet werden. Langfristig ist das eines guten Aktienportfolios aber nicht sehr hoch. Grundsätzlich gilt: Je länger die Anlagedauer, desto niedriger ist das Marktrisiko. Für alle Anfänger gilt daher: Investieren Sie möglichst lange und legen Sie das Geld bestenfalls für mindestens zehn Jahre an.

4. Welche Aktien eignen sich für Anfänger

Für welche Aktie Sie sich entscheiden, hängt von Ihrer persönlichen Risikoneigung ab.
In Frage kommen sowohl internationale Aktien als auch Aktien des Austrian Traded Index (ATX). Hierbei handelt es sich um den wichtigsten Aktienindex in Österreich. Im ATX wird die Kursentwicklung der wichtigsten und bekanntesten österreichischen Unternehmen samt deren Börsennotierung angezeigt.

Ein weiterer sinnvoller Tipp für alle Anfänger auf dem Gebiet des Trading: Eine alte Börsenweisheit besagt „Nicht alle Eier in einen Korb legen“. Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass Sie bestenfalls nicht alles auf eine Aktie setzen. Besser ist es, zwischen verschiedenen Banken und Regionen zu wählen. Das bezeichnet man auch als Risikostreuung. Auf der anderen Seite sollten Sie als Anfänger aber auch nicht zu viele Aktien kaufen, denn dann könnten Sie schnell den Überblick verlieren. Für den Anfänger sollten es nicht mehr als fünf verschiedene Aktien sein.

Wie viel Geld aber sollten Sie in Aktien investieren? Hier gibt es keine klare Regel. Investieren Sie allerdings nur so viel Geld, wie Sie kurzfristig tatsächlich entbehren können. Wichtig ist ein möglichst weiter Planungshorizont: Legen Sie Ihr Geld für mindestens fünf, besser noch für zehn Jahre an. Haben Sie Aktien erworben, ist es wichtig, regelmäßig die Kurse zu checken. Jeden Tag ist das allerdings nicht nötig. Hier besteht die Gefahr, dass Sie bei einem eventuellen Kursverlust übereilt verkaufen.

5. Diese Fehler sollten Anfänger vermeiden

Es gibt einige typische Anfängerfehler beim Trading, die Sie vermeiden sollten. Dazu zählen:

  • Selbstüberschätzung: Verwechseln Sie nicht pures Glück an der Börse mit Können.
  • Begrenzen Sie Ihre Verluste, indem Sie in mehrere Aktien investieren.
  • Verkaufen Sie Ihre Aktien nicht vorschnell, sondern üben Sie sich in Geduld
  • Schichten Sie Ihr Portfolio nicht zu häufig um.

6. Die wichtigsten Börsenbegriffe erklärt

Aktien werden an der Börse gehandelt. Daher ist es für Sie als Anleger wichtig, dass Sie zumindest die wichtigsten Börsenbegriffe einmal gehört haben und wissen, was diese bedeuten. Daher hier eine kurze Übersicht über die gängigsten Begriffe:

  • Bid: Die Nachfrage, also der Kurs, zu dem eine Aktie verkauft werden kann
  • Hausse: steht an der Aktie für langanhaltend steigende Kurse
  • Baisse: ist das Gegenteil der Hausse und bezeichnet dauerhaft fallende Aktienkurse
  • Broker: ein Broker ist eine unabhängige Person oder ein Unternehmen, das im Namen einer anderen Person eine Transaktion im Aktiengeschäft ausführt
  • Depot: hier werden alle gekauften Aktien, Fonds oder EFTs aufbewahrt
  • Dividende: Damit ist die Gewinnbeteiligung gemeint, welche ein Börsenunternehmen an die Eigentümer (Aktionäre) ausschüttet und nicht direkt reinvestiert.

7. Die wichtigsten Aktien-Kennzahlen erklärt

Aktienkennzahlen sind eine wichtige Hilfe bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Aktie. Vor allem als Neuling in diesem Gebiet sollten Sie sich damit intensiv beschäftigen und die wichtigsten Kennzahlen kennen. Wichtig: Die meisten dieser Kennzahlen werden zeitpunktbezogen ermittelt. Es ist also wichtig, sich deren Entwicklung im zeitlichen Verlauf anzusehen. Folgende Kennzahlen im Aktienhandel sollten Sie kennen:

  • Aktienanzahl: sie bezeichnet die gesamte Anzahl an ausstehenden Aktien eines Unternehmens
  • Marktkapitalisierung: sie bezeichnet den Börsenwert eines Unternehmens
  • Streubesitz: bezeichnet die Aktien eines Unternehmens, die sich momentan im Umlauf befinden
  • Ergebnis je Aktie: bezeichnet das anteilige Unternehmensergebnis, das auf eine einzelne Aktie entfällt (Engl. EPS – Earnings Per Share)
  • Gewinnwachstum: gibt an, wie stark die Gewinne eines Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind
  • Dividendenrendite: gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Kurswertes an die Aktionäre ausgeschüttet werden
  • KGV (Kurs Gewinn Verhältnis): Wie viel Jahresgewinne pro Aktie benötigt es, um auf den aktuellen Wert der Aktie zu kommen.

Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Kennzahlen. Oben genannte aber sind für Sie als Anfänger besonders interessant, um eine Aktie bewerten zu können.

8. Welche anderen Wertpapiere kann man an der Börse handeln?

Viele Einzelanleger entscheiden sich nicht nur für eine einzelne Aktie, sondern beteiligen sich gleich an einer Vielzahl an Unternehmen.

ETFs sind Exchange Traded Funds: Es handelt sich um Fonds, die ähnlich wie Aktien an der Börse gehandelt werden.

Im Vergleich zu Aktien haben ETFs den Vorteil, dass sie kostengünstig und transparent sind. Allerdings haben Sie keinerlei Stimmrechte.

Ebenfalls eine sinnvolle Alternative zu Aktien für Anfänger können die sogenannten Aktienfonds sein. Ihr wesentlicher Vorteil: Sie werden von Vermögensanlagegesellschaften verwaltet und Ihnen wird die Entscheidung abgenommen, in welche Einzelaktien Sie investieren sollten. Anstelle von Aktien kaufen Sie bei einem Aktienfonds Fondsanteile. Zusätzlich zu den üblichen Börsengebühren fallen bei Aktienfonds allerdings Ausgabeaufschläge ebenso wie jährliche Verwaltungskosten an. An die Fondsgesellschaften ist zudem ein Gewinnanteil zu entrichten, der nicht selten bei immerhin 20 Prozent liegt.

Wenn Sie eine einzelne Aktie erwerben möchten, sollten Sie sich vorher umfassend mit dem entsprechenden Unternehmen beschäftigen. Bestenfalls lesen Sie sich die Geschäftsberichte und Prognosen durch. Diese Arbeit entfällt, wenn Sie sich für Aktienfonds entscheiden. Um die notwendigen Analysen kümmern sich dann die Fondsmanager Ihres Kreditunternehmens.

Anstelle von Beteiligungen an Unternehmen kann man auch „Kredite“ über die Börse vergeben – diese nennen sich hier  Anleihen. Es gibt sowohl Staatsanleihen als auch Unternehmensanleihen.

Auch der Handel von Rohstoffen und Zertifikaten kann über Börsen abgewickelt werden.

9. Welche Steuern fallen beim Aktienhandel an?

Bereits seit dem 01.01.2011 fallen beim Aktienhandel in Österreich Steuern an. Das bedeutet, dass alle Gewinne aus dem Aktiengeschäft versteuert werden müssen. Der momentane Satz für die Kapitalertragsteuer liegt in Österreich bei 27,5 Prozent. Reiner Wertzuwachs von Wertpapieren ist noch nicht steuerpflichtig. Erst wenn ein Gewinn realisiert wird – durch einen Verkauf – fallen Steuern an. Dividenden sind jedoch schon realisierte Gewinne.

Hat man in einem Jahr Wertpapiere sowohl mit Verlust als auch mit Gewinn verkauft, kommt es zu einem „KESt Verlustausgleich„. Dabei werden Gewinne mit Verlusten in einem Jahr gegengerechnet und Steuern fallen nur auf die tatsächlichen Gewinne an. Es kann somit Sinn machen, stark gefallene Wertpapiere gezielt in Jahren zu verkaufen, wo sonst hohe Gewinne realisiert wurden.

10. Auf was sollte man bei der Online-Broker Wahl achten?

Besonders leicht für Anfänger ist es natürlich, online Aktien zu kaufen. Man benötigt also nur etwas Startkapital, einen Internetzugang und sollte natürlich volljährig sein. Dann steht man aber noch vor der Qual der Wahl: Welcher Online-Broker ist der beste? Die Preismodelle der meisten Broker haben sich in den letzten Jahren positiv entwickelt: Bei vielen Anbietern ist die Depotführung mittlerweile sogar kostenfrei. Auch die Kosten für die einzelnen Transaktionen sinken immer weiter, sodass der Online Aktienhandel immer beliebter wird.

Der Online-Broker ist für das sogenannte Brokerage zuständig: Er handelt mit Aktien, Waren oder Rohstoffen für den Kunden. Bei der Wahl des geeigneten Brokers achten Sie nicht nur auf eine möglichst kostenfreie Depotführung und niedrige Gebühren. Auch der Sitz des Brokers in Österreich ist wichtig. Sollten Sie mit Ihren Aktien Gewinne erzielen, wird der Broker Ihre erzielten Gewinne automatisch versteuert und an das Finanzamt abführt.

Die Alternative zu einem Online-Broker ist Ihre Hausbank. Voraussetzung, um eine Aktie zu erwerben, sind ein entsprechendes Depot und ein Verrechnungskonto bei Ihrer Bank. Außer dem Depot benötigen Sie natürlich Geld, das Sie entbehren können. Kleiner Tipp: Ein vollständiger Verlust ist beim Aktiengeschäft nie ganz auszuschließen. Investieren Sie daher nur einen Betrag in der Höhe, dessen Verlust Sie verschmerzen können.

11. Welches ist der beste Online-Broker in Österreich

Unsere Kollegen von Zinsenvergleich.at haben in ihrem Online-Broker-Vergleich für Österreich die Konditionen der wichtigsten Wertpapierdepots unter die Lupe genommen und nachgesehen, welche davon Steuereinfach sind (Steuern automatisch in Österreich abführen) und welche nicht.

Auf diese Punkte sollten Sie bei der Broker-Wahl unbedingt achten:

  • Depotgebühren – am besten kostenlos
  • Sitz des Brokers – Nur Broker mit Sitz in Österreich führen Steuern automatisch ans Finanzamt ab
  • Verwahrentgelte – Manche Broker berechnen einen Prozentsatz des Aktienwertes als Verwahrgebühr
  • Ordergebühren – Wie viel kostet der Kauf & Verkauf einer Aktie – Aber Achtung: Manche Broker verzichten auf Gebühren, bieten dafür aber schlechtere Kurse, da sie nicht über reguläre Börsen handeln, sondern auf außerbörslichen Handelsplätzen.

Zusammenfassung:

Nun haben Sie einiges über Aktien und andere Anlageformen erfahren. Hier noch einmal alle wesentlichen Punkte, auf die vor allem Anfänger unbedingt achten sollten:

  • Setzen Sie keinesfalls alles auf eine Karte
  • Geben Sie nur verfügbares Kapital für den Aktienhandel aus
  • Beweisen Sie Geduld
  • Überprüfen Sie Ihre Anlage regelmäßig

Sie werden sehen: Haben Sie sich einmal mit dem Thema Aktien beschäftigt, werden Sie immer mehr lernen.

Fakt ist aber: Eine Aktie ist eine Geldanlage, die nie zu 100 Prozent sicher ist. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie eine Aktie kaufen.

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