Banken in der zweiten Reihe

Banken in der zweiten Reihe

Wer in Österreich von Banken spricht, weckt meistens gleich Gedanken an altbekannte Häuser wie Raiffeisen Bank, Volksbanken AG oder auch die Erste Bank und Bank Austria. Doch welche Banken gibt es noch, die in Österreichs oberster Banken-Liga mitspielen? Welche Banken sind besonders groß? In welchen Nischen etablieren sich interessante Player? Welche Rolle spielen Privatbanken und FinTechs? Wir haben uns den Markt genauer angesehen und einen Blick in und hinter in die zweite Reihe geworfen…

Sparefroh am WeltspartagÖsterreichs größte Banken

Zu den größten in Österreich tätigen Banken zählen neben Raiffeisen, Volksbank, Bank Austria und Erste Bank / Sparkassen auch BAWAG und Oberbank. Die zehn größten Player erreichen einen Marktanteil von über 50 Prozent. Das klingt durchaus markant, zeigt aber auch, dass hier noch Raum für andere Banken ist, die ebenfalls in Summe bedeutende Marktanteile vorweisen können.

Gemessen an der Bilanzsumme führte im vergangenen Jahr die Erste Bank Gruppe das Ranking der größten Banken an. Auf Platz zwei landete die Raiffeisen Bank, gefolgt von der UniCredit Bank Austria. Der Abstand von Platz drei zu Platz vier ist massiv und liegt bei über 50 Milliarden Bilanzsumme. Den hinteren Platz belegt die BAWAG PSK, die so gesehen zwar noch zu den größten Banken Österreichs gehört, aber gewissermaßen schon die zweite Riege anführt, nachdem der Abstand zur Spitze doch sehr erheblich ist.

(Noch) unbekanntere Banken in Österreich

Welche Banken gibt es nun in Österreich, die weniger bekannt – aber nicht unbedingt weniger erfolgreich – sind, als die großen Platzhirsche? Es zeigt sich, dass diese Banken sich meist auf bestimmte Teilbereiche spezialisiert haben oder sogar gezielt einzelne Nischen bearbeiten. Weniger bekannt ist etwa die Addiko Bank, die Nachfolgerin der Hypo Alpe Adria, die vereinfacht gesagt das ehemalige Balkangeschäft der Hypo Alpe Adria übernommen hat und nun weiterführt.

Andere Banken, die sich gezielt in Nischen begeben, stammen teils aus völlig anderen Branchen. Ein konkretes Beispiel ist etwa die Direktbank von Renault. Tagesgeld und Festgeld sind hier die Produkte, die im Fokus stehen und zwar nicht besonders breit, aber doch regelmäßig, beworben werden. Für den Konzern rundet dieses Angebot das Programm stimmig ab, schließlich zeigt VW mit der Porsche-Bank vor, welch bedeutende Rolle auch die Finanzierung von Fahrzeugen hat.

Großer Beliebtheit erfreut sich insbesondere die wachsende Santander Consumer Bank. Viele Menschen nutzen ihre Dienste, ohne dass es ihnen besonders bewusst ist. Der Grund ist schnell erklärt: Santander wickelt viele Finanzierungen im kleineren Bereich ab, wenn etwa ein Fernseher oder ein neues Sofa auf Raten gekauft werden. Diese, oft von großen Handelsketten empfohlenen, Ratenzahlungen wickelt im Hintergrund immer öfter Santander ab. Diese Schiene hat zu enormen Erfolgen geführt und so bezeichnet sich Santander auf der Website des Unternehmens heute selbst als führende Spezialbank Österreichs.

Fintechs in ÖsterreichFinTechs in Österreich

In den vergangenen Jahren haben sich neben etablierten Großunternehmen auch vermehrt Start-Ups in den Bankensektor gewagt. Die sogenannten „FinTechs“ beschäftigen sich mit dem klassischen Bankengeschäft, verbinden es jedoch auf smarte Weise mit digitalen Technologien. Auch hier ist festzustellen, dass sich die Start-Ups, ganz nach dem Vorbild der klassischen Banken der zweiten Reihe, auf bestimmte Themengebiete spezialisieren. So gibt es etwa den Anbieter Number26 und Holvi und nur speziell im Kreditgeschäft beispielsweise Cashpresso. FinTechs haben sich auch auf den Investment-Bereich gestürzt, wobei hier besonders Wikifolio große Bekanntheit erlangt hat.

Klar ist, dass zwischen den unbekannteren Banken und österreichischen FinTechs noch eine große Lücke klafft. Der Abstand zwischen den Start-Ups und den größeren, aber weniger bekannten Banken ist bedeutend, wenngleich auch gerade die jungen, aufstrebenden Unternehmen in den Medien durchaus präsent sind.

Ein Risiko für die frischen, schnell wachsenden FinTechs ist nicht nur die große Konkurrenz untereinander. Längst haben auch die großen, etablierten Banken die Zeichen der Zeit erkannt und setzen verstärkt auf Digitalisierung, wie es etwa mit dem neuen Angebot „George“ zu sehen ist oder auch bei Santander, über die Möglichkeit online direkt einen Kredit zu beantragen. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang auch, dass FinTechs zwar Investorengelder haben, doch Großbanken über wesentlich mehr Kapital verfügen, das gegebenenfalls in entsprechendes Marketing investiert werden kann.

Privatbanken in Österreich

Neben klassischen Banken und FinTechs gibt es eine weitere Nische in der heimischen Bankenlandschaft, die von durchaus großer Bedeutung ist, da es hier wohl um die größten Summen geht – die österreichischen Privatbanken.

Zu den namhaftesten Privatbanken in Österreich zählen zum Beispiel:

  • Wiener Privatbank
  • Semper Constantia
  • Schoellerbank
  • Bank Gutmann
  • Kathrein Privatbank

Glaubt man an die Statistik, die stetiges Wachstum der Anzahl der Millionäre in Österreich bescheinigt, so sollte es den genannten Privatbanken durchaus gutgehen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass diese Banken, die ja gewissermaßen ebenso vergleichsweise weniger bekannte Banken in Österreich sind, zunehmend neue Konkurrenz bekommen. Diese neue Konkurrenz nennen sich Family Offices. Einrichtungen, die sich auf die Veranlagung von erheblichen Vermögen spezialisiert haben. Hier steht oftmals weniger das intensive Vermehren des Kapitals als oberstes Ziel ausgeschrieben, sondern die professionelle Verwaltung. Das Bewahren des Ist-Zustandes und die langfristige Denkweise, über Generationen hinweg, ist für viele Vermögende bedeutender, als schnelle Renditen.

Fazit

Dieser Überblick zeigt gut, dass die an sich über Jahrzehnte etablierten Banken, seien es Raiffeisen, Erste Bank oder die Volksbanken AG, durchaus Konkurrenz bekommen. Weniger bekannte Banken möchten oftmals gar nicht in den direkten Wettbewerb mit den großen Playern am Markt treten, sondern suchen sich lieber vielversprechende, attraktive Nischen, um in diesen kleineren Bereichen zu Marktführern aufzusteigen – ein Erfolgskonzept, wie verschiedene Beispiele, etwa Santander bei der Finanzierung von Ratenkäufen, zeigen. Neben diesen Nischenanbietern stehen auch Start-Ups in den Startlöchern, um die Branche aufzuwirbeln. Auch sie spezialisieren sich bereits in jungen Unternehmensjahren, etwa auf die Vergabe von Krediten oder auf günstige Firmenkonten.

Dieser Überblick zeigt nicht nur, dass sich im Bankensektor jede Menge bewegt, sondern vor allem auch, wie vielfältig dieser Markt ist und wie viel Platz hier vorhanden ist, um mit durchdachten Konzepten auch mit geringem Bekanntheitsgrad große Erfolge zu erzielen.

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